Der Wecker hat um 6.30 Uhr geklingelt, denn auf sein Frühstück möchte
Familienvater Jürgen definitiv nicht verzichten. Mutter Petra muss noch schnell ein paar Dinge in einen der insgesamt drei roten Hartschalen-Koffer stopfen und Töchterchen Janina ist aufgeregt – schließlich ist es ihr erster ganz großer Urlaub. "Bisher waren wir immer an der Nordsee", erzählt die Achtjährige, während sie ein Nutella-Brot verdrückt. Um kurz nach neun ist das Auto beladen – doch in diesem Jahr nicht für die Fahrt nach Dänemark, sondern zum Düsseldorfer Flughafen, wo der Flieger der Familie Schmitz um 13.15 Uhr abheben wird. Flugnummer LT3432 - ab an die feinsandigen Strände Kubas, auf nach Varadero.
Damit sind sie drei von knapp 3 Millionen Fluggästen, die während
der Sommerferien von NRWs größtem Flughafen aus in die Luft gehen. "Wir sind auf diesen Ansturm vorbereitet", sagt Thomas Windau, bei "Aviation Handling Services" (AHS) für den reibungslosen Eincheck-Ablauf zuständig. Auf Charter-Strecken hat jeder Passagier durchschnittlich 1,35 Gepäckstücke dabei. Auch unsere drei Düsseldorfer, die ihr Auto im Urlauber-Parkhaus P4 (Parkgebühren 78 Euro für 14 Tage) abgestellt haben, stehen mittlerweile mit ihren vier Koffern vor dem Check-in-Schalter. "Ich will am Fenster sitzen", ruft die achtjährige Janina. Zum Glück hat die nette Check-in-Mitarbeiterin noch zwei Fensterplätze in Reihe 42 des Airbus A330 frei. Papa Hans wird allerdings durch den Gang von seinen beiden Frauen getrennt. Die Koffer verschwinden auf dem Band, Janina möchte eine Cola.
"Nicht nur das Handgepäck, sondern auch die Koffer werden auf de Weg zum Flieger durchleuchtet", erklärt Flughafen-Mitarbeiter Ingo Krahforst. Allein in den Terminals B und C sorgen insgesamt zehn Kilometer Gepäckbänder für einen schnellen Transport der Koffer zum Flieger. Strichcodes ermöglichen den
automatischen Transport, der auf jeweils etwa 90 Meter langen Rundbändern endet. Dann ist jedoch wieder Handarbeit gefragt. In Spitzenzeiten packen über 15 Mitarbeiter pro Terminal bis zu 2000 Gepäckstücke pro Stunde auf die Wagen oder in Container. Und dabei ist ein gutes Auge gefragt, wie Lader René Borgmann zu berichten weiß. Denn die so genannten Drei-Letter- Flughafen-Codes ähneln sich manchmal. Und wenn Borgmann nicht aufpasst, landen die Koffer unserer Düsseldeorfer Familie statt in Varadero (Airport-Code VRA) im bulgarischen Varna (VAR). "Es macht Spaß, aber es ist in den Ferienzeiten schon absolute Knochenarbeit", so Borgmann. "Das Fitness-Studio kann man sich auf jeden Fall sparen." Vor allem, wenn mehrere Türkei-Flieger abzufertigen sind. "Da hatte ich mal einen 80 Kilo schweren Koffer", erinnert sich der Lader.
"Beim Airbus A330 wird das Gepäck nicht mehr einzeln verladen", erklärt Ingo Krahforst, "sondern landet in der Gepäckhalle in Containern, die dann in den Frachtraum kommen." Der Vorteil: Das Gepäck wird seltener angefasst, die Beschädigungsgefahr ist geringer. Während unsere drei Düsseldorfer noch durch die Geschäfte im Sicherheitsbereich des Flughafens bummeln, wird der gerade von einem anderen Langstrecken-Flug angekommene LTU-Airbus wieder auf Vordermann gebracht. Das Kerosin für den rund 9000-Kilometer-Flug wird parallel in die Tanks des "Vogels" gepumpt. Neun Stunden und 20 Minuten Flugzeit hat Kapitän Frank Dieckmann, der im Cockpit die letzten Vorbereitungen trifft, errechnet. 700 Kilogramm Catering für 270 Passagiere werden eingeladen. "Insgesamt haben wir auf diesem Flug 5,7 Tonnen Gepäck und 2,5 Tonnen Fracht dabei", weiß Ramp-Agent Oliver Weber. Genau 40 Kilo, umgerechnet zwei Koffer, machen nun aber Probleme. Die Fluggäste, die bereits am Vorabend eingecheckt hatten, haben offenbar Pass-Probleme und können eventuell nicht mitfliegen. Der Ramp-Abent lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und gibt Anweisung, die beiden Koffer vorsorglich wieder auszuladen. Doch in
letzter Sekunde kommt per Funk das "ok". Also wieder rein mit den Koffern. Auch unsere drei Düsseldorfer sind an Bord und so kann Flug LT 3432 pünktlich um 13.15 Uhr nach Varadero starten. Schönen Urlaub...
Von Philipp Oeller
Reportage: Sommerferien-Start am Airport

Wenn viele Düsseldorfer Urlaub machen, haben die Mitarbeiter des Düsseldorfer Flughafens die stressigsten Tage des Jahres. Fotos: Duesseldorf-Magazin.de




