Glänzende Moderne trifft auf alten Hafen
Von einigen einst als „Alu-Bürodose“ verspottet, haben die Gehry-Bauten im Düsseldorfer Medienhafen mittlerweile die meisten Kritiker überzeugt. Die drei schiefen und verwinkelten Komplexe wurden schnell zum bekanntesten und meist fotografiertesten Architekturobjekt Düsseldorfs. Doch neben diesem Aushängeschild hat der Düsseldorfer Medienhafen noch viele weitere architektonische Highlights zu bieten. Altes vermischt sich zwischen UCI-Kino und Rheinturm mit Neuem. Aus dem alten Hafen ist ein architektonisch reizvolles Szene-Viertel geworden, das den Charme der vergangenen Tage dennoch bewahrt hat.
Duesseldorf-Magazin.de stellt die schönsten und ungewöhnlichsten Gebäude im Medienhafen vor.
Gehry-Bauten
Eigentlich sollte heutzutage ein ganz anderer Gebäuekomplex an der Stromstraße, auf dem Gelände des alten Zollhofes, stehen. Aus einem 1990 initiierten Wettbewerb war nämlich die Londoner Architektin Zaha Hadid hervorgegangen, die ein schmales, lang gezogenes Gebäude entworfen hatte. Der Entwurf wurde bis zur Baureife ausgearbeitet – bis in letzter Sekunde die Notbremse gezogen wurde. Das „Warum?“ ist bis heute nicht ganz geklärt.
„Die Zeit“ schreibt in einem Dossier: „Sie sei gescheitert zwischen künstlerischen Ansprüchen und wirtschaftlichen Zwängen, sagen ihre Kritiker. Zaha Hadid sagt, ihr Auftraggeber, der Werbechef Thomas Rempen, 'hatte ein Problem mit mir'. Thomas Rempen sagt, er 'hatte überhaupt keine Probleme mit ihr'.“
Die Stadt Düsseldorf schreibt auf der eigenen Homepage: „Mit der Zeit überwogen Verwertbarkeitsprobleme bei der Realisierung des Projekts, die letztendlich zur Aufgabe führten.“
Ab 1994 plante der kanadisch-amerikanische Architekt Frank O. Gehry. Heraus kamen drei kontrastreich gestaltete Gebäudeteile, die wie eine riesige Skulptur wirken. Egal, wie lange man die drei Gebäude auch betrachtet: Eine Symmetrie wird man nicht finden. Dafür fallen auf den ersten Blick die aus den Fassaden hervorspringenden Fenster auf – Sonderanfertigungen natürlich. Auffällig auch die äußerst unterschiedliche Fassadengestaltung: Strahlend weißer Putz trifft auf Backsteine und beides spiegelt sich in der Fassade des mittleren Gebäudekomplexes.
Insgesamt verfügen die 1998 bzw. 1999 fertig gestellten Gehry-Bauten über 18.000 Quadratmeter Brutto-Geschossfläche, die von verschiedenen Firmen genutzt werden.
Colorium
Das „Colorium“ wurde von dem britischen Architekten William Alsop geplant und 2001 fertig gestellt. Dem – im Rohbau noch recht unspektakulären – 17-geschossige Stahlbeton-Turm an der Speditionstraße wurde eine aus über 2200 farbig bedruckten Glaspaneelen bestehende Fassade vorgehängt. Dabei wechseln sich vollflächig gefärbte Flächen mit differenzierten Mustern aus bis zu vier Farben ab. Seit 2013 beherbergt das Colorium auf 8000 m² ein 4-Sterne Hotel der spanischen Kette Melía Hotels.
Wer das Colorium betritt, ist überrascht, wie transparent die Fassade von innen wirkt. Ein weiterer Farbtupfer ist das markante rote Technikgeschoss, welches mehrere Meter in Richtung Hafenbecken „übersteht“.
Port Event Center mit Wolkenbügel
Eines der ungewöhnlichsten Gebäude im Düsseldorfer Medienhafen befindet sich „Am Handelshafen 2 - 4“ und wurde 2002 nach einem Entwurf des Kölner Architekten Norbert Wansleben fertig gestellt. "Die städtebauliche Aufgabe für diesen Bereich war, einen Abschluss des Hafenbeckens als Pendant zum nördlich gelegenen Fernsehturm zu entwickeln. Gleichzeitig hat der Bereich am südlichen Ende des Handelshafens die Aufgabe, zwischen westlicher und östlicher Hafenseite zu vermitteln und eine Überleitung herzustellen", so die Düsseldorfer Städteplaner. Um dies zu bewerkstelligen, wurden ein 16-geschossiges Hochhaus (DOCK) und der so genannte Wolkenriegel, der quer über ein denkmalgeschütztes Hafengebäude führt, gebaut. Der Name „Wolkenbügel“ ist an die Bauten des russischen Architekten El Lissitzki (1890 - 1941) angelehnt, der damals eine Antithese zu amerikanischen Wolkenkratzern schaffen wollte.
Stadttor
"Auf dem Weg zum Wahrzeichen." So haben die Herausgeber eine Image-Broschüre über das "Stadttor" betitelt. Da Düsseldorf bereits über einige markante Wahrzeichen verfügt, ist der Weg dahin sicherlich nicht einfach, aber es könnte durchaus klappen, denn das am Rand des Medienhafens gelegene, 80 Meter hohe, Gebäude ist erstens von vielen Orten gut zu sehen, ist einmalig und ein beliebtes Fotomotiv obendrein. Das Düsseldorfer Stadttor wurde von Karl-Heinz Petzinka (Architekturbüro Petzinka, Pink und Partner) zwischen Dezember 1995 und Mai 1998 errichtet. 30.000 Quadratmeter Glas wurden verbaut. Insgesamt stehen im Stadttor ca. 27.000 Quadratmeter Bürofläche zur Verfügung, rund 1000 Menschen arbeiten derzeit dort. Zwei Torsäulen mit 16 Geschossen tragen drei Attikageschosse die ein 75 Meter hohes Tor bilden. Die von den Torsäulen und Attikageschossen gebildete Halle ist verglast und mit einer Höhe von 56 Metern die höchste Europas. Bei der internationalen Immobilienmesse "MIPIM" (Marche International des Professionnels de l`Immobilier) in Cannes wurde das Stadttor von einer internationalen Jury als bestes Objekt des Jahres 1998 ausgezeichnet.
Das Gebäude sieht nicht nur wie ein Tor aus, sondern markiert als Torfunktion auch den Übergang vom Medienhafen in das Regierungsviertel. Das "Stadttor" ist unter anderem Dienstsitz des Ministerpräsidenten und seiner Staatskanzlei.