„Die Große“: Kontinuität und Wandel in der nordrhein-westfälischen Kunstszene
Vielfalt und Format: Das Spektrum der Ausstellung
Seit 1902 bietet „Die Große“ als selbstorganisierte Verkaufsausstellung Künstlerinnen und Künstlern eine Plattform, um Werke zu präsentieren und den Zugang zum Kunstmarkt zu verbessern. Die aktuelle Ausgabe, die im Kunstpalast, im NRW-Forum und im Außenbereich des Ehrenhofs vom 28. Juni bis 3. August stattfindet, vereint rund 180 Positionen und zeigt erneut die Breite und Qualität der nordrhein-westfälischen Kunstszene.
Die Ausstellung wurde aus etwa 1.300 Bewerbungen von einer siebenköpfigen Jury kuratiert und umfasst alle Medien – von Malerei über Fotografie bis zu Skulptur. Der Ausstellungsleiter Emmanuel Mir legt Wert auf abwechslungsreiche Inszenierungen: Die unterschiedlich großen Räume – darunter große Säle und kleinere Kabinette – erlauben es, Themenschwerpunkte zu setzen und Zusammenhänge zwischen den sehr unterschiedlichen Kunstwerken herzustellen.
Neue Kooperationen und kreative Impulse
Ein langsamer, aber spürbarer Wandel zeichnet sich ab. Neue Impulse kommen aus dem pädagogischen Bereich: Die langjährige Kooperation mit der Lore-Lorentz-Berufsschule wird fortgeführt. Ergänzend dazu wurden zwei neue Partnerschaften etabliert. Schülerinnen und Schüler der Grundschule Flurstraße haben sich kreativ mit Ausstellung und Präsentation auseinandergesetzt und eigene Ausstellungsformen erprobt. Erstmals ist auch die Kunstakademie Münster vertreten. Neun Studierende der Klasse von Professor Völker zeigen ihre Werke im NRW-Forum – ein Beitrag, der der Ausstellung zusätzliche künstlerische Tiefe verleiht. Besonders auffällig: Die Arbeiten im kleinen Format, traditionell beliebt, wurden ausgebaut und zeigen sich stilistisch gemischter. Diese Werke, im Preisrahmen von 300 bis 1.000 Euro, verkaufen sich erfahrungsgemäß besser als größere Formate.
Ausgezeichnete Positionen: Kunstpreise 2025
Ein zentrales Anliegen bleibt die Sichtbarkeit künstlerischer Vielfalt. Die Jury legte in diesem Jahr besonderen Wert auf Materialexperimente und interdisziplinäre Ansätze. Der Kunstpreis der Künstler ging an Birgit Jensen. Die Düsseldorferin kombiniert Malerei und Siebdruck zu Unikaten, die eine Balance zwischen digitaler Bildsprache und klassischen Techniken wie dem japanischen Holzschnitt schaffen. Ihre Werke thematisieren Konstruktionen von Naturbildern und hinterfragen deren kulturelle Codierung. Mit dem Förderpreis wurde Paula Knaps Loos ausgezeichnet. Ihre Arbeiten überschreiten bewusst die Grenzen zwischen Kunst und Dekoration. Die Künstlerin nutzt Techniken wie Weben, Sticken und Keramik, die lange als handwerklich-dekorativ galten, und integriert sie in komplexe Bildräume mit „Wohnzimmerästhetik“. Ihre Werke sind kleinformatig, verspielt und formal mutig – inspiriert von der Bauhausidee ebenso wie von Populärkultur.
Kunst erfahrbar machen
Begleitet wird „Die Große“ von einem umfangreichen Rahmenprogramm. Die Matinée bringt sonntags um 11:55 Uhr Musik in den Kunstpalast. Die Soirée verwandelt donnerstags von 18 bis 21 Uhr die Ausstellungsräume in ein Mini-Kunstfestival mit Performances, Musik und Gesprächen.
Zur kulturellen Bildung trägt ein differenziertes Führungsangebot bei. Neben klassischen Rundgängen und exklusiven Gruppenführungen stehen besonders die Künstlerführungen im Mittelpunkt, die einen subjektiven Zugang zu den Werken bieten. Für Schulklassen aller Jahrgangsstufen gibt es speziell zugeschnittene Programme.
Rund 40 Prozent der Verkaufserlöse fließen zurück an den Verein. Trotz einer gewissen Kaufzurückhaltung behauptet „Die Große“ auch 2025 ihren Rang als wichtigste Verkaufsausstellung im deutschsprachigen Raum.
Weitere Informationen: www.diegrosse.de





