Seit dem 16. Jahrhundert wurden erzählende Darstellungen auf Keramik
häufig in einen landschaftlichen Kontext eingegliedert. Als grafische Vorlagen
dienten Kupferstiche und Holzschnitte. Zuweilen wurden die Landschaften als Fantasiebilder auch frei erfunden. Zu den Landschaftsdarstellungen gehörten von Beginn an Architekturmotive. So spielen religiöse Szenen auf Siegburger Steinzeug des 16. Jahrhunderts teilweise vor einem reichen architektonischen Hintergrund, für dessen bühnenartigen Aufbau die gesamte Gefäßhöhe ausgenutzt wurde.
Bauliche Elemente wie Säulen waren zudem beliebte Gestaltungsmittel, um verschiedene Szenen in einzelne Bildfelder zu gliedern oder figürliche Bildnisse voneinander zu trennen. Zur gleichen Zeit verwandten die Maler aus der italienischen Stadt Urbino bei ihrer Majolika die gesamte Oberfläche eines Tellers für das Sujet einer in die Landschaftsszene eingebetteten Architektur.
Um 1700 wurden im Westerwald zunehmend Krüge mit Ansichten berühmter
Städte hergestellt. Bei den Gefäßen handelte es sich um Sonderanfertigungen
für Kaufleute, die an Reisende als Andenken verkauft wurden.
Im frühen 19. Jahrhundert entwickelten sich Stadtansichten und Sehenswürdigkeiten zu beliebten Motiven auf Porzellan. Speziell die Architektur-
Malerei der Porzellane aus der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin zeichnete sich durch eine hohe künstlerische Qualität aus, und die Gebäude wurden außergewöhnlich sorgfältig und detailgetreu wiedergegeben. Viele dieser Stücke dienten repräsentativen oder auch patriotischen Zwecken. Als Vorlage für das Sujet des Berliner Stadtbildes sind hier vor allem die Stiche von Johann Georg Rosenberg aus dem 18. Jahrhundert zu nennen. Daneben gab es auch Auftragsarbeiten mit Architekturansichten für den privaten Gebrauch. Hierbei handelte es sich meist um Landschaften oder Denkmale, die aus der Heimat der Kunden stammten oder die sie auf Reisen gesehen hatten.
Anders als bei Glas, können bildliche Motive auf keramischen Werkstoffen aus farbtechnischer Sicht besonders lebendig und dauerhaft aufgetragen werden. Architekturdarstellungen auf Keramik stellen heute Dokumente dar, die weder im Sonnenlicht vergilben, noch durch Feuchtigkeit zerstört werden.
Die Ausstellung präsentiert mit etwa 70 Exponaten ein breites Spektrum keramischer Erzeugnisse, die im engeren und weiteren Sinne Architektur darstellen. Der Rundgang widmet sich allen im Hetjens-Museum vertretenen Materialgruppen und beleuchtet sie darüber hinaus unter verschiedenen Themen.
Architektur auf Keramik im Düsseldorfer Hetjens-Museum

Diese Platte zeigt Fayence in den Niederlanden und stammt aus dem 18. oder 19. Jahrhundert.



